Wo ist denn das Baby?

Auf dem Rückweg vom Kinderladen, am Krakauerplatz, kamen mir zwei kleine Mädchen entgegen. Sie hielten sich an der Hand und ich wunderte mich, denn nirgendwo war ein Erwachsener zu sehen. Es war kalt, beide waren warm angezogen und hatten die Kapuzen ihrer gepolsterten Jacken über ihre Köpfe gezogen. Ich wollte rechts über die Ampel zur Heilbronner Straße gehen und blieb stehen.

„Wo ist denn das Baby?“, fragte das größere der beiden. Ich überlegte kurz, welches Baby gemeint war, bis mir der leere Kinderwagen vor mir einfiel.

„Im Kinderladen“, sagte ich.

„Ach, so.“ Einen Augenblick lang schien das Mädchen zu überlegen. Dann sagte es: „Ich und meine Freundin kaufen Brötchen.“ Inzwischen musste die Ampel auf grün gesprungen sein, aber das hatte ich nicht mitbekomen. „Na dann, viel Glück beim Brötchenkauf“, sagte ich.

„Wir haben schon Brötchen gekauft“, erwiderte das kleinere Mädchen und zeigte auf die Papiertüte in der Hand der Freundin. Dann hielt es eine Hand mit abgespreizten Fingern in die Luft und sagte: „Fünf.“

„Ach, fünf Brötchen habt ihr gekauft“. Ich sah mich kurz nach der Ampel um, die wieder auf rot gesprungen war.

„Nein, meine Freundin ist schon fünf Jahre alt.“

„Wir fahren morgen in den Urlaub, nach Thailand“, sagte das größere Mädchen.

„Na, toll. Dann wünsche ich Dir einen schönen Urlaub.“

Als eines der beiden Mädchen „Tschüss“ sagte, hatten sie sich schon abgewandt und waren links in die Gerviniusstraße eingebogen. Sie hielten sich immer noch an der Hand. „Tschüss“, sagte auch ich und wartete darauf, dass die Ampel wieder auf Grün sprang.

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