Dawai

Bei McDonalds, am Nachbartisch, eine Familie. Vater, Mutter und zwei Mädchen, im Alter von acht oder neun Jahren, wahrscheinlich Zwillinge. Beide Mädchen haben aufwendig geflochtene Haare, hübsche Sommerkleider und goldene Sandalen mit blinkenden Edelsteinimitaten. Auch die Mutter ist aufwendig frisiert und gut gekleidet. Der Vater stämmig, mit kantigem ausdruckslosem Gesicht. Wenn er etwas zu seinen Töchtern sagt, verzieht er keine Miene. Als sein Telefon klingelt, geht er nach draußen auf den Balkon, der sich um den ersten Stock des Restaurants zieht. Kurz bevor er das Gespräch beendet, kommt er wieder herein. Im Gehen sagt er „Dawai, dawai“ ins Telefon, dann „Tschüss“, dann legt er auf.

Die Töchter setzen sich übergroße Fake-Brillen mit rosa Plastikgläsern von McDonalds auf. Ich muss unwillkürlich lächeln. Aber auf dem Gesicht des Vaters wieder nichts. Auch die Mutter verzieht keine Mine. Sie spricht ernst mit einem der beiden Mädchen, das etwas will, was die Mutter nicht will, das ist zu sehen. Aber es nörgelt nur kurz, dann ist es still.

Als alle gehen, wenden sich die Töchter nach links, der Vater und die Mutter nach rechts. Die Mutter sieht zu den Töchtern hinüber, macht eine Handbewegung, die wohl auch, „dawai, dawai“ bedeuten soll, „los, los“. Dann gehen alle hinunter.

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