Am Mittwoch Abend in „Taxi Teheran“ von Jafar Panahi gewesen. Was für ein toller Film! Er wurde ausschließlich in einem Taxi gedreht. Panahi selbst spielt den Fahrer, unterhält sich mit seinen Fahrgästen, während draußen auf der Straße immer mal wieder etwas passiert. Ein großartiger Film nicht deshalb, weil hier ein vom iranischen Regime Verfolgter unter schwierigen Bedingungen einen Film gedreht hat, sondern weil Panahi mit den einfachsten Mitteln auf eine witzige und spannende Weise von so Vielem erzählt: von seiner Nichte Hana, die ihm erklärt, wie man im Handy-Zeitalter die Aufmerksamkeit von jemanden bekommt, der sich gerade nicht besonders für einen interessiert. Von einem Mann, der DVD-Schwarzkopien von westlichen Filmen verkauft, die im Iran verboten sind. Von einer Frau, die sich mit einem anderen Fahrgast streitet und gegen die Todesstrafe votiert. Und natürlich handelt der Film immer wieder von dem schwierigen Leben und den Absurditäten in einer Diktatur. Letztlich aber geht es in „Taxi Teheran“ um den Film selbst. Wie findet man zum Beispiel eine gute Geschichte und was passiert, wenn man die Realität im Film zugunsten von Idealen verändert?
Neben diesen filmischen Qualitäten ist „Taxi Teheran“ aber auch, wie man so schön sagt, „ein Beitrag zum Frieden“. Denn es ist ja nicht so, dass es nur darum ginge, zu verhindern, dass der Iran eine Atombombe baut und damit Länder wie Israel bedroht. Sicher, das ist ein vorrangiges Ziel. Aber es geht auch darum, den Westen, insbesondere die USA, davon abzuhalten, das Land mit einem Krieg von den Mullahs zu befreien. Wohin das führt, hat der Krieg gegen den Irak gezeigt. „Taxi Teheran“ ist deshalb ein Beitrag zum Frieden, weil er zeigt, dass die Frauen unter dem Kopftuch nicht nur ungebildete Duckmäuser sind, sondern intelligent, selbstbewusst und mit eigener Meinung (im Iran ist übrigens der Anteil der Frauen an den Universitäten höher als in Deutschland). Man muss kein Prophet sein, um zu sehen, dass sie deshalb eine wichtige, wenn nicht sogar die wichtigste Kraft der Veränderung sein werden. Und jemand wie der Mann, der vom Verkauf illegaler Filmkopien lebt, hat im Grunde recht, wenn er sagt, er sei ein „Kulturarbeiter“. Denn mit dem Verkauf der verbotenen Filme trägt er zur Erweiterung des Horizonts der Menschen bei. Ein erweiterter Horizont aber zeigt, dass es auch etwas anderes gibt als die religiöse Diktatur. Und nur eine solche innere Veränderung der Iraner kann dann zu einer erfolgreichen Veränderung der gesamten Gesellschaft führen. Das dauert zwar länger, ist aber, wie man ebenfalls so schön sagt, „nachhaltiger“ als ein sogenannter „Befreiungskrieg“. Und es erfordert vor allem nicht den Tod Zehntausender Menschen.