Ein stolzes Schiff

Eine Freundin hatte uns in den Garten ihrer Eltern zu ihrer Geburtstagsfeier eingeladen. Als es dunkel wurde, setzten wir uns um ein Lagerfeuer, das ihr Vater angezündet hatte. Sie war früher bei den Pfadfindern gewesen und einer ihrer Freunde aus dieser Zeit begann zur Gitarre Lieder zu singen. Eines davon heißt „Ein stolzes Schiff“. Es entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts und es geht um die Auswanderer, die Deutschland zu Millionen in Richtung Amerika verließen. Offenbar hat sich seitdem nicht viel geändert. Nur dass die Flüchtlinge nicht mehr mit stolzen Schiffen übers Meer kommen und Amerika jetzt Europa heißt.

Ein stolzes Schiff

Ein stolzes Schiff streicht einsam durch die Wellen
und führt uns unsre deutschen Brüder fort.
Die Fahne weht, die weißen Segel schwellen –
Amerika ist ihr Bestimmungsort.
Seht auf dem Verdeck sie stehen,
sich noch einmal umzusehen
ins Vaterland, ins heimatliche Grün,
seht, wie sie übers große Weltmeer ziehn.

Sie ziehn’s dahin auf blauen Meereswogen.
Warum verlassen sie ihr Heimatland?
Man hat sie um ihr Leben schwer betrogen,
die Armut trieb sie aus dem Vaterland.
Schauet auf, ihr Unterdrücker,
schauet auf, ihr Volksbetrüger!
Seht eure besten Arbeitskräfte fliehn,
seht, wie sie übers große Weltmeer ziehn.

Sie ziehn’s dahin, wer wagt sie noch zu fragen?
Warum verlassen sie ihr Heimatland?
O armes Deutschland, wie kannst du es ertragen,
daß deine Brüder werden so verbannt:
Was sie hofften hier zu gründen,
suchen sie dort drüben zu finden.
Drum ziehen sie von deutschem Boden ab
Und finden in Amerika ihr Grab.

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