Am Ku’damm Ecke Bleibtreustraße steht eine große schlanke Frau. Sie ist vielleicht Ende fünfzig, Anfang sechzig, so genau lässt sich dass nicht sagen. Sie trägt einen langen gelben Mantel. Ihre pechschwarzen Haare hat sie – wie es in manchen Gegenden Afrikas Mode ist – mit goldenen Ringen senkrecht nach oben gebunden. Am Ende der dadurch entstandenen, mehr als eine Kopflänge in die Höhe ragenden Säule sprießen die Spitzen ihrer Haare lustig nach allen Seiten. Mit ihren schwarz geschminkten Augen sieht sie in die Bleibtreustraße hinein und ruft mit lauter Stimme: „Zion!“. Es ist nichts zu sehen, aber ich ahne schon, was da jetzt kommen wird, ein verfetteter Dackel oder Ähnliches. „Zion!“, ruft sie noch einmal, aber nichts passiert. Erst als ich fast die Bleibtreustraße erreicht habe, kommt plötzlich ein alter, riesiger Windhund hinter dem Eckhaus hervor und schreitet mit einer der Welt bereits halb entrückten Langsamkeit über den Bürgersteig. Er hat wellige, gelb-braune Haare, die zum Mantel der Frau passen, und ist dünn wie ein Brett. Seinen langen, schmalen Kopf hält er in der Bewegung völlig regungslos, sodass es aussieht, als schwebe er als eine Art Laubsägearbeit über der Straße.