Bevor Herr Poljakow das Bett mir gegenüber belegte, lag dort Herr Kowalski, ein ehemaliger Maurer aus Wilmersdorf. Wie Herr Bayrak konnte er kaum noch atmen, bekam Hustenanfälle, bei denen ich am Anfang Angst hatte, er würde ersticken. Doch mit Hilfe eines Sprays beruhigte er sich immer wieder. „Wenn doch diese Enge in der Brust nicht wäre“, sagte er einmal.
Herr Kowalski hatte die gedrungene, stämmige Figur eines Bauarbeiters. Man sah ihm an, dass er ein Leben lang körperlich hart gearbeitet hatte. Immer war ihm zu warm. Wenn es Herrn Bayrak und mir nach dem Öffnen des Fensters zu kalt wurde, lag er noch – die Decke ans Fußende geschoben – im Unterhemd auf seinem Bett. Mit Kopfhörer über den Ohren sah er den ganzen Tag und die halbe Nacht auf den Fernsehbildschirm über mir. Wenn ich den Kopf nach hinten legte und hochsah, tummelten sich dort meist exotischen Tiere oder gigantischen Lastwagen rasten über Wüstenstraßen.
Kaum war ich in das Zimmer verlegt worden, polterte Herr Kowalski los. „Dieses Miststück“, sagte er und meinte Herrn Constantini im Bett neben sich. Erschrocken sah ich hinüber und fragte mich, ob Herr Constantini etwas mitbekommen hatte. Das hatte er wahrscheinlich, denn er sah einen kurzen Moment zu Herrn Kowalski hinüber. Gleichzeitig war er dabei, sich bei der Frau, die das Essen brachte, zu beschweren. „Warum kriege ich Fleisch. Ich mag kein Fleisch.“ „Dann müssen sie etwas anderes bestellen“, erwiderte sie, „wir haben sehr schöne vegetarische Gerichte im Angebot. War denn die Frau, die die Bestellungen aufnimmt, gestern nicht da?“ Vielleicht hatte er Constantini nicht verstanden, denn er war ein bisschen schwerhörig, oder er wollte nicht verstehen. „Mama mia, warum Fleisch? Ich mag heute kein Fleisch.“ Herr Kowalski rollte mit den Augen. „Der Mann bringt mich noch mal zum Wahnsinn.“