Das Taxi stand bereits vor der Haustür. Ein großer schlanker Mann, dunkelhaarig mit schmalem Gesicht, half mir, die Koffer und den Kinderwagen zu verstauen und den Kindersitz einzubauen. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz, A. nach hinten zu unserer Tochter. „Zum Flughafen“, sagte ich und wir fuhren los. Entgegen meiner Befürchtung kamen wir gut voran. Auf der Stadtautobahn war an diesem Morgen wenig los.
Wie immer überlegte ich, wie ich ein Gespräch mit dem Taxifahrer anfangen könnte. Am Tag zuvor waren in Berlin Wahlen gewesen. Seit Jahren war eine Wahl in der Stadt nicht mit so viel Spannung erwartet worden. Die große Frage war, wie die ausländerfeindliche AfD abschneiden würde? – Zum Glück nicht so stark wie in Mecklenburg-Vorpommern. Aber sie kam auf immerhin 14,1 Prozent und stellt damit in einigen Bezirksparlamenten Stadträte. Das Deutsch des Taxifahrer hatte einen starken Akzent und am Armaturenbrett hing ein kleines Schild, auf dem stand: „Ahmed Omar, Taxibetrieb“. Ein Migrant, offenbar, aber vielleicht hatte er einen deutschen Pass.
„Waren sie am Sonntag wählen?, fragte ich.
„Nein“, antwortet der Mann.
„Haben Sie keinen deutschen Pass?
„Doch, aber ich konnte nicht, ich war in Rostock. Ich hab da Familie“, sagte er. „Aber ich hätte AfD gewählt.“
Einen Moment lang war ich irritiert und wusste nicht, was ich sagen sollte. Vielleicht war es auch bescheuert von mir, das Gespräch mit einer Frage nach der Wahl zu beginnen. Schließlich sind Wahlen, korrekt durchgeführt, geheim, und jemanden nach seinem Wahlverhalten zu fragen, nicht ganz koscher. Aber ich hatte ja gar nicht gefragt, was er gewählt hatte. Doch er nahm offenbar genau das an. Andererseits: Wenn er nicht hätte verraten wollen, was er gewählt hat oder hätte, wäre der Hinweis auf den Familienausflug nach Rostock vollkommen ausreichend gewesen.
„Aber warum denn AfD“, fragte ich schließlich.
Mit seiner rechten Hand wies er über das Amaturenbrett hinaus auf die Stadt und sagte: „Die machen hier wenigstens Ordnung“.