In der Cicerostraße, auf der Höhe der Schaubühne, raste uns plötzlich vom Ku’damm kommend ein Polizeiwagen mit Blaulicht entgegen. Dann hörten wir das laute aber unverständliche Rufen eines Mannes, irgendwo hinter dem Theatergebäude. Der Polizeiwagen hielt mit quietschenden Reifen in der Auffahrt zum Künstlereingang. Ein Beamter sprang aus dem Wagen und rannte mit der Hand am Pistolenhalfter in den Durchgang zwischen Theater und Apartmenthaus. Die Atmosphäre war sofort bedrohlich; offenbar handelte es sich hier nicht um die üblichen Dreharbeiten zu einem Krimi. A. blieb stehen und wollte nicht weiter gehen. Ich dachte, was soll uns schon passieren. Der Mann, der geschrien hatte, schien ja in die andere Richtung zu laufen, also von uns weg. Nach einer kurzen Pause hatte ich A. vom Weitergehen überzeugt, aber die Rufe verstummten erst, als wir um die runde Eingangsfront des Theaters herumgegangen waren. Dort sahen wir, wie ein weiterer Polizeiwagen mit Blaulicht und Sirene auf der linken Busspur gegen den Verkehr ein Stück weit den Ku’damm hochraste und ebenfalls in die Cicerostraße einbog. Zwei weitere Einsatzwagen waren in der Ferne zu hören und trafen nach und nach ein. Die Leute, die an den Tischen auf dem Platz vor dem Café Schaubühne saßen, schien das aber nicht mehr zu interessieren. Sie waren bereits zu ihren Gesprächen und ihrem Kaffee zurückgekehrt.

Kurze Zeit später, wir hatten uns ebenfalls an einen der Tische gesetzt, tauchte eine Frau auf, vielleicht hatte sie alles von ihrem Balkon im Apartmenthaus aus beobachtet. Sie trug eine große Brille mit halbhoch getönten Gläsern. Außer einer kleinen Digitalkamera, die locker an einer Schlaufe an ihrer Hand baumelte, hatte sie nichts dabei, keine Jacke, keine Tasche. Es sah so aus, als wollte sie Fotos von der Verfolgungsjagd schießen. „Bild“ ist ja immer auf der Suche nach Hobbyreportern. Die Frau sprach mit der Leiterin des Cafés, die gerade am Nebentisch Mittagspause machte. „Der hat ja immer nur geschrien, »Ich bin unbewaffnet, ich bin unbewaffnet.«“, sagte sie. „Wahrscheinlich ein Diebstahl. Der ist ihnen wohl durch die Lappen gegangen.“